Datengenossenschaft konkret: Vorgehensmodell für den Aufbau von Datengenossenschaften

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Autor

Maximilian Werling
Ferdinand-Steinbeis-Institut

Im letzten Post haben wir in aller Kürze erläutert, wie Datenkooperationen und genossenschaftliche Zusammenarbeit Hand in Hand gehen können. In diesem Beitrag möchten wir das von uns gestaltete Vorgehensmodell vorstellen. Das Vorgehen basiert auf einer wissenschaftlichen Expertenbefragung und zwei Pilotprojekten. Dieses Modell unterstützt Unternehmen bei der Gründung neuer Datengenossenschaften. Das Vorgehensmodell kann als Fahrplan für den Aufbau einer Datengenossenschaft verstanden werden, in dessen Verlauf mehrere aufeinander aufbauende Meilensteine erarbeitet werden.

An erster Stelle steht die Initiierung eines geeigneten Partnernetzwerks und die Definition eines gemeinsamen Wertschöpfungsszenarios. In diesem Schritt werden in der Regel in wenigen Workshops unterschiedliche kooperative Wertschöpfungsszenarien diskutiert, Anknüpfungspunkte und Schnittstellen für eine gemeinsame Servicegestaltung identifiziert und so ein konkretes Wertschöpfungsszenarios ausgewählt und ausgestaltet. Mehr Details zu diesem ersten Meilenstein finden Sie auch in diesem Beitrag.

Vertrauen zwischen den unterschiedlichen Partnern und die Schaffung von Commitment stellen in der ersten Phase wichtige Erfolgsfaktoren dar. Daher wird im zweiten Schritt eine formale Gründung vorgenommen und damit die kooperativen Ziele sowie das Wertversprechen in einer gemeinsamen Satzung verankert. Auch andere Regelungen und Absprachen zwischen den Partnern können in der zweiten Phase in geeigneten Dokumenten (z.B. einer Zusatzvereinbarung zur Satzung) unterzeichnet werden. Durch die gemeinsame Verabschiedung erster, niederschwelliger gegenseitiger Verbindlichkeiten zwischen den Partnern kann Commitment signalisiert und eine Vertrauensbasis geschaffen werden.

Im Folgenden werden Schritte zur prototypischen Realisierung des gemeinsamen Wertschöpfungsszenarios durchlaufen und iterativ ausgebaut. Dies beinhaltet die Erhebung von Anforderungen, die detaillierte Ausarbeitung und schrittweisen Implementierung von digitalen Services zur Erfüllung des Wertversprechens sowie der Aufbau von passenden organisationalen Schnittstellen und Prozessen. Eine parallele Entwicklung prototypischer technischer Strukturen hilft dabei, schnell erste Ergebnisse zu erzielen und zu Beginn getroffene Annahmen zu überprüfen.

Parallel zu diesem iterativen Entwicklungsprozess werden Regelungen und Absprachen zwischen den Partnern weiter geschärft und den Bedürfnissen angepasst, beispielsweise durch die Ausgestaltung eines Rollenmodells, das die Aktivitäten und Verflechtungen der Partner untereinander beschreibt. So getroffene Absprachen können in den Rahmen- und Regelwerken abgebildet werden. Die Pilotierungsphase endet erfolgreich mit der Erbringung eines Proof of Concepts – also dem Nachweis, dass das gemeinsame Wertschöpfungsszenario realisiert werden kann, dass das Wertversprechen eingelöst und die an der Erbringung beteiligten Partner einen Nutzen daraus ziehen.

In den weitern Beiträgen werden wir die unterschiedlichen Bausteine genauer unter die Lupe nehmen.