Aus der Praxis: Management von KSS im Produktionskontext 1

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Autor

Melanie Christine Kühlem
Lehrstuhl für Controlling, Universität Stuttgart

Patrick Weber
Ferdinand-Steinbeis-Institut

Initiierung des Partnernetzwerks und Definition eines gemeinsamen Wertschöpfungsszenarios

Die Reihe „Datengenossenschaften – Aus der Praxis“ dient dazu, Erfahrungen aus den Pilotinitiativen zu dokumentieren und Einblicke in den Aufbau von Datengenossenschaften zu geben. Die Beiträge orientieren sich dabei an dem in der nachfolgenden Abbildung dargestellten Vorgehen für die Gestaltung von Datengenossenschaften. In diesem Beitrag starten wir mit dem ersten Baustein, der Initiierung des Partnernetzwerks und der Identifikation eines gemeinsamen Wertschöpfungsszenarios am Beispiel der Datengenossenschaft für Kühlschmierstoffmanagement.

Kühl-/Schmierstoffe (KSS) sind elementare Bausteine für die Metallverarbeitung, die zum Kühlen und Schmieren der Maschinen eingesetzt werden und in einem guten Zustand einen positiven Effekt auf Bearbeitungszeiten sowie den Werkzeugverschleiß haben. Sind die Zustände oder Zusammensetzungen des KSS allerdings nicht optimal, kann dies zu erhöhten Kosten, Qualitätsproblemen oder sogar gesundheitlichen Gefährdungen von Mitarbeitenden führen.

Um das KSS-Management zu optimieren, haben sich im Rahmen dieser Pilotinitiative drei Unternehmen, die bereits über den KSS-Versorgungsprozess miteinander in Verbindung standen, entschlossen, relevante Zustandsdaten miteinander zu teilen und damit die Grundlage für neue, digitale Services zu bilden. Unser Forschungskonsortium hat die Unternehmen auf diesem Weg begleitet. Bei diesen Unternehmen handelt es sich um ein metallverarbeitendes Unternehmen, einen Großhändler und Servicedienstleister für KSS sowie ein Hersteller von Reinigungsanlagen für KSS.

Das Ziel des Konsortiums ist es, eine Möglichkeit zu schaffen, Zustandsdaten rund um die KSS-Versorgung zu erheben und miteinander zu teilen, damit der Versorgungs- und Reinigungsprozesse über die verschiedenen Unternehmen hinweg datengetrieben optimiert werden kann.

In jeweils halbtägigen Workshops wurden zunächst das gemeinsame Wertschöpfungsszenario ausgearbeitet sowie erste Services definiert, die auf dieses kollaborative Szenario unterstützen. Bei der Erarbeitung des Wertschöpfungsszenarios wird insbesondere darauf geachtet, dass alle Partner einen Nutzen in dem Szenario und den Services sehen. Nur wenn sich die Interessen der Partner angemessen in dem Szenario wiederfinden, kann das notwenige Vertrauen und die nachfolgende Bereitschaft entstehen, Daten auch wirklich zu teilen. Das Forschungskonsortium unterstützt daher mit strukturierten Workshops diese erste Phase und bildet den nötigen Vertrauensraum, um die Diskussion auf Augenhöhe zwischen den Unternehmen zu ermöglichen, die nicht nur in der ersten Phase, sondern im gesamten Verlauf einen wichtigen Erfolgsfaktor für die Kollaboration darstellt.

Lesen Sie im nächsten Beitrag über die Bedeutung einer Gründungsversammlung und dem damit verbundenen Ausdruck von Commitment.